Cooperate – Neue Wege der Zusammenarbeit für Diversity Teams in der Softwareentwicklung

 

Barrierefreie Softwareentwicklung

Der IT-Wirtschaftszweig bietet insbesondere im Bereich der Softwareentwicklung für Menschen mit Sehschädigung gute Beschäftigungschancen. Um die Chancen auf einen Arbeitsplatz im IT-Bereich zu erhöhen, müssen der Zugang zu gängiger Entwicklungssoftware und -umgebungen barrierefrei sein.

 

Darstellung von Modellen ist nicht barrierefrei

Sowohl große als auch kleinere Softwareprojekte werden heutzutage häufig mit Hilfe von Modellierungssprachen in Teamarbeit entwickelt. Die Modelle einer Sprache werden üblicherweise in Form von Diagrammen darstellt. Die am weitesten verbreitete Sprache ist die Unified Modeling Language (UML), welche seit 2000 verfügbar und als Standard der International Organization for Standardization (ISO) in 2 Teilen veröffentlicht wurde: ISO/IEC 19505-1:2012 & ISO/IEC 19505-2:2012. Aufgrund ihres hohen visuellen Anteils stellt diese jedoch eine große Hürde für Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit dar. Existierende textuelle Darstellungen decken häufig nur einen kleinen Teil der Modellierungssprachen ab. Ferner sind häufig Informationen zum grafischen Layout enthalten und Editoren bieten keine Möglichkeit zur Fokussierung auf einzelne Inhalte um einen Überblick zu erhalten.

 

Kooperationswerkzeuge nicht ausgereift

Die besondere Herausforderung bei der Entwicklung einer barrierefreien Umgebung für Diversity Teams besteht in der nahtlosen Zusammenarbeit. Kooperationswerkzeuge müssen Darstellungen korrekt und verzögerungsfrei zwischen Teammitgliedern aktualisieren. Die Bedeutung und Strukturierung müssen sowohl in grafischen als auch textuellen Darstellungen erhalten bleiben. Werkzeuge sollten Anwender bei der Erstellung von Modellen sowohl aktiv mit Tipps und automatischen Vervollständigungen als auch passiv mit einer geeigneten Ausgabe von Fehlermeldungen unterstützen. Derzeit existiert keine integrierte Lösung mit diesen Eigenschaften.

 

Projektziel

Der fehlende barrierefreie Zugang zu Modellen in der Softwareentwicklung erschwert die Zusammenarbeit in Diversity Teams - Teams, die aus Menschen mit und ohne Sehschädigung bestehen.
Das Ziel von Cooperate ist die Entwicklung eines Kooperationswerkzeugs für Diversity Teams. Unsere Zielgruppe sind Entwickler von IT-Systemen, Modellierer und Aus- und Weiterbildende für sehgeschädigte IT-Kräfte.

 

Unser Vorgehen

Bei der Entwicklung des Kooperationswerkzeuges sollen bereits existierende technische Arbeitshilfen für grafische und textuelle Architekturbeschreibungssprachen so weiterentwickelt werden, dass eine barrierefreie und nahtlose Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Sehschädigung möglich wird. Neben der Entwicklung geeigneter Darstellungen und Editoren für Teammitglieder werden Schulungsmaterialien zum Einstieg in die kooperative Modellierung erarbeitet.

 

Vorteile

Jedes Teammitglied - egal ob mit oder ohne Sehschädigung - soll in der für ihn oder ihr passenden Darstellungsform arbeiten können. Mögliche Alternativen beinhalten eine grafische und eine textuelle Notation sowie den Einsatz von Techniken wie Screen Reader, Vergrößerungstools, Braillezeilen oder eine Audioausgabe. Best Practices und Richtlinien ergänzen die Schulungsmaterialen und tragen neben einem gemeinsamen Verständnis zur effektiven und effizienten Zusammenarbeit bei. Dies senkt die Hürde zur Zusammenarbeit im Diversity Team und erschließt Menschen mit Sehschädigung neue Aufgabengebiete.

 

Nachhaltigkeit

Durch die Realisierung des Kooperationswerkzeugs auf Basis des Eclipse Frameworks wird zudem eine breite Verfügbarkeit sichergestellt. Dritte können die erarbeiten Lösungen in eigene Kontexte beim Entwurf von Modellierungssprachen sowie Werkzeugen berücksichtigen. Zusätzlich soll eine Anbindung an das kommerzielle Werkzeug Enterprise Architect von Sparx Systems erfolgen, um eine niedrige Einstiegshürde in der industriellen Praxis zu gewährleisten.